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Raoul Nodtenspilk
Was keiner vom anderen weiß
An sich wäre die Situation ja komfortabel. David liebt seine Frau. Und Dora. Dora wiederum liebt David. Und Robert, ihren Mann. Denn David und Dora stimmen nicht nur in beinahe allem, was ihnen wesentlich ist, überein. Sie führen auch analoge Ehen. So sehr die beiden aber miteinander leben wollen, so wenig sind sie imstande, sich ein Leben ohne ihre Ehepartner vorzustellen. Wie lange soll das so weitergehen?, ist darum eine Frage, die sie sich häufig stellen. Nach all den Glücksmomenten? Nach all den vielen Erfahrungen, die sie darin bestärkt haben, dasselbe Lebensgefühl zu besitzen, ein Gefühl zudem, das sie einander schenken können? Als die spirituell veranlagte Dora dem zornigen Atheisten David auch noch ein metaphysisches Erlebnis beschert, nehmen sie sich vor, es endlich darauf ankommen zu lassen. David und Dora beschließen, ein wie vom Zufall arrangiertes Zusammentreffen aller Beteiligten auf der Laguneninsel Torcello herbeizuführen. Ort der Entscheidung soll die Locanda Cipriani sein, ein Platz an dem schon Hemingway über eine tragische Liebe schrieb. Als sich die beiden Paare getrennt voneinander auf den Weg machen, besteigt auch Cleo, Roberts ehemalige Brieffreundin, ihr Flugzeug nach Venedig. Mehr noch als auf den Flug über die Alpen freut sie sich auf die Bootsfahrt, die sie vom Flughafen Marco Polo über die Lagune bis vor die Locanda bringen wird. Und so mischt der Zufall, der sich nicht missbrauchen lässt, tatsächlich mit.
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