Ich fresse mich an meinem Hunger satt

ich fresse mich k

Inhalt:

Lest die Zeitung!
Lest die Presse!
Dann seid ihr informiert:
Eine Frau hat ihre Töchter
erst erdrosselt
und dann skalpiert.
Welch‘ hygroskopisches Wunder
ist doch Zeitungspapier!
Wie es die Tränen absorbiert,
ja das Blutbad sogar
im klugen Kommentar
vollkommen abstrahiert.
Lest die Zeitung!
Lest die Presse!
Nichts gibt es, das besser
gegen die Kälte der Welt isoliert.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Autor

Simon Enitor, geboren in … Freiburg im Breisgau und aufgewachsen in Mailand, hatte Wohnsitze in  Italien, Frankreich, der Schweiz und Österreich. Nach seinem Studium verdingte er sich in etlichen Berufen, so als PR-Mann bei der italienischen Inselbehörde, als Werbetexter, Journalist und Fernsehschauspieler. Daneben verfasste er Kinderbücher, Szenarios für Graphic Novels, Liedtexte und Essays, letztere vor allem zur Kulturtheorie. Heute lebt Enitor mit seiner Familie als Autor, Verleger und Produktentwickler auf der Laguneninsel Burano und in Camogli an der ligurischen Küste.

Buchbeschreibung

ich fresse mich k

Autor: Simon Enitor
Titel: Ich fresse mich an meinem Hunger satt
Genre: Lyrik
Preis: 27,70 Euro (inkl. MwSt.)
Erscheint: 2014
Umfang: 312 Seiten
Aufmachung: Leineneinband, Schutzumschlag u. Lesebändchen
Extras: Signierte Exemplare
ISBN: 978-3-90-263407-8
Artikel Nr.: SE03
   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Leseprobe 1

Vasen und Verse

Bald entdeckst du mir Menton
Mit seinen eisführenden Rosés
Bald reich‘ ich dir drei Rosen
Die ich in einer Vase seh‘ Rosen sind ‘s
inmitten eines glasumfangenen Sees
Schlinggewächse die unsere Herzen verschlingen
Bald schenke ich dir eine Blume
Die ich von einer andern Vase breche
Bald schenk‘ ich mir selbst
Eine Blume ein, bis ich mir die Nase breche
Bald schöpfst du unter einem Holztisch
Mit kundiger Hand meinen Samen
Und wischst ihn in die Decke
Auf der noch die Teller steh‘n
Unter den gierigen Augen
der Möwen und der Garçons
Bald kaufst du mir eine Hose aus Leinen
Ein Hemd mit Streifen
Einen Blazer in Marineblau
Bootsschuhe und einen Hut aus Stroh
Bald rauche ich eine Zigarre
Unter den Palmen der Promenade des Anglais
Vor der Front des Meers
Und wie die Niki de Saint Phalle die Lobby des Negresco
Verfeiner‘ ich mit ihrem Rauch den Glast von Nizza
Bald zieh‘ ich ein Quartheft aus der Tasche
Vergess‘ die erstgedachten Verse
Weil eine taubengraue Taube
Mir auf die Stirn kleckst
Und schreibe stattdessen dies:
Ich denke, daß sich
In jedem von uns
Der Urknall fortsetzt
In jeder noch so
Kleinen Bewegung.

Leseprobe 2

Achtlos,
lieblos,
lustlos,
mich los.

Leseprobe 3

Kein Gedanke, der dich beschwert.
Kein Begehren, das dich umtreibt.
Kein Glied deines Körpers, das dich schmerzt.
Nichts als Stille.
Nichts als die wie ein Panzerschiff
behäbig vor Anker liegende Nacht.

Leseprobe 4

Mastroianni
zwischen Typoskripten und Paperbacks
durch die sterile Unordnung
eines Zimmers streifen zu seh‘n
in dem Mailand der Neubauten,
wie ‘s meiner Kindheit unmittelbar voranging
eine solch‘ selbstbewusste Moderne
findet sich heut‘ an keinem Ort der Welt.
Das Pirelli-Hochhaus allein,
wie ein femininer Phallus
ragt es auf aus seiner Epoche.
Es bedarf keiner Erinnerungen,
um sich zu erinnern.

Leseprobe 5

In dem Hotel, in dem ich letzthin war,
erwartete ich eine der üblichen Prostituierten,
doch die, die da kam, stand in der Tür wie der Star
auf dem Cover einer Hochglanzillustrierten.

Auf Absätzen, die krallengleich auf dem Boden klirrten,
trat sie in das Zimmer, geschmeidig wie ein Jaguar,
in einem Kleid von Givenchy oder Lacroix,
während meine Augen sie umschwirrten.

Flammender noch als ihr Haar, loderte der Docht des Bewusstseins
in ihren gelbgrünen Blicken,
deren jeder mich nach dem Lidschlag traf wie eine Protuberanz.
Hernach am Kopfende lagernd, visierte sie mich an übers Korn ihres Beins:
"Hure bist du genauso wie ich. Denn jede, die da kommt, kann dich besitzen,
zahlt sie dich nur aus in deiner Idee von Klasse, Zügellosigkeit und Eleganz."

 

 

 

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