Was keiner vom anderen weiß

was keiner vom k

Inhalt:

An sich wäre die Situation ja komfortabel. David liebt seine Frau. Und Dora. Dora wiederum liebt David. Und Robert, ihren Mann. Denn David und Dora stimmen nicht nur in beinahe allem, was ihnen wesentlich ist, überein. Sie führen auch analoge Ehen. So sehr die beiden aber miteinander leben wollen, so wenig sind sie imstande, sich ein Leben ohne ihre Ehepartner vorzustellen. Wie lange soll das so weitergehen?, ist darum eine Frage, die sie sich häufig stellen. Nach all den Glücksmomenten? Nach all den vielen Erfahrungen, die sie darin bestärkt haben, dasselbe Lebensgefühl zu besitzen, ein Gefühl zudem, das sie einander schenken können? Als die spirituell veranlagte Dora dem zornigen Atheisten David auch noch ein metaphysisches Erlebnis beschert, nehmen sie sich vor, es endlich darauf ankommen zu lassen. David und Dora beschließen, ein wie vom Zufall arrangiertes Zusammentreffen aller Beteiligten auf der Laguneninsel Torcello herbeizuführen. Ort der Entscheidung soll die Locanda Cipriani sein, ein Platz an dem schon Hemingway über eine tragische Liebe schrieb. Als sich die beiden Paare getrennt voneinander auf den Weg machen, besteigt auch Cleo, Roberts ehemalige Brieffreundin, ihr Flugzeug nach Venedig. Mehr noch als auf den Flug über die Alpen freut sie sich auf die Bootsfahrt, die sie vom Flughafen Marco Polo über die Lagune bis vor die Locanda bringen wird. Und so mischt der Zufall, der sich nicht missbrauchen lässt, tatsächlich mit.

Autor

Raoul , Nodtenspilk geboren in …

Buchbeschreibung

was keiner vom k

Autor: Raoul Nodtenspilk
Titel: Was keiner vom anderen weiß
Genre: Roman
Preis: 23,90 Euro (inkl. MwSt.)
Erscheint: 2014
Umfang: 89 Seiten
Aufmachung: Leineneinband, Schutzumschlag u. Lesebändchen
Extras: Signierte Exemplare
ISBN: 978-3-90-263471-9
Artikel Nr.: SE06
   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Leseprobe 1

Dora war eine große, schlanke, dunkelhaarige Frau und nur wenige Jahre jünger als er. Der geringe Altersunterschied zwischen ihnen tat seinem Verlangen nach ihr keinen Abbruch. Im Gegenteil. So hatte er, nachdem er die fünfzig überschritten hatte, zu seiner Überraschung begonnen, Frauen seines Alters für deutlich begehrenswerter zu halten als die Dreißig- bis Vierzigjährigen, mit denen er bisher zusammen gewesen war. Erstaunlich an der Geschichte war allerdings, dass sie ihm nur wenige Tage nach dem Zeitpunkt passiert war, an dem er sich eines Morgens im Bett ausgestreckt und bei dem selbstgefälligen Gedanken ertappt hatte, dass er nicht mehr Gefahr laufen würde, sich in jemanden zu verlieben. Dass ihm der Zufall die Torheit dieser Idee so unverweilt anzeigen würde, hatte er in diesem Augenblick, in dem er sich in Sicherheit gewogen hatte, nicht ahnen können. Denn nie zuvor war er einem Menschen begegnet, der ihn so sehr und so schlagartig für sich einnehmen würde wie sie. Aufgrund ihrer aparten Erscheinung war er sofort auf sie aufmerksam geworden. Was ihn aber eigentlich fasziniert hatte, nachdem sie ins Gespräch gekommen waren, war das Gefühl, nein die Gewissheit, es nicht nur mit einer edlen Frau zu tun zu haben, sondern auch mit jemandem, der nichts weniger war, als ein guter Mensch. Dabei ließ einen ihre Liebenswürdigkeit leicht verkennen, über welch‘ mentale Stärke sie verfügte. Ja, stark war sie und sanft, das spürte er sofort. Später würde er sie gelegentlich verletzt, traurig und verzweifelt erleben, aber nie, dass sie in all der Zeit gegen irgendjemanden unfreundlich oder unduldsam gewesen wäre, nicht einmal gegen ihn, der oft genug der Grund für diese Gemütszustände gewesen war. So wie er liebte sie Italien, hatte sich die Sprache sogar auf einem Niveau angeeignet, dass diese, wann immer sie mit einem Italiener sprach, auch Bestandteil ihrer wortlosen Kommunikation wurde. Im Gegensatz zu ihm war sie sehr spirituell. Er glaube zwar nicht an Gott, war jedoch gewiss, durch sie eines Abends Zeuge eines metaphysischen Vorgangs geworden zu sein, und das ganz und gar außerhalb des Bettes. Davon abgesehen, dass sie sich sehr geschmackvoll zu kleiden wusste, besaß sie eine natürliche Eleganz.   Das zeigte sich nicht nur an ihrer Figur, auf die sie achtete, sondern auch an ihrem Modebewusstsein, mit dem sie diese unaufdringlich, aber wirkungsvoll zur Geltung brachte. Mehr als einmal war es vorgekommen, dass er entzückt von einem Kleid gewesen war oder einem Paar Schuhe und davon, wie stilsicher sie all das auswählte und mit verschiedenen Accessoires kombinierte. Am deutlichsten aber kam diese Eleganz in der Anmut ihrer Bewegungen zum Ausdruck, weshalb er ihr gerne bei ihren allltäglichen Verrichtungen zusah, sei es, wie sie in der Küche das Essen zubereitete, sei es, wie sie auf dem Markt, den sie mit einer kindlichen Freude besuchte, das Obst oder Gemüse prüfte oder sich auf fachkundige Gespräche mit den Händlern einließ. Manchmal blieb er auch, wenn sie ausgingen, einige Schritt hinter ihr zurück, nur um ihre Leichtfüßigkeit zu beobachten und die Art, wie sie sich nach ihm umdrehen würde, sobald ihr seine Abwesenheit auffiele. Sie hatte ein sanftes, schönes Antlitz, in dem alles wohlgeformt und doch charaktervoll schien. Wenn sie ihn anlächelte, ihn mit ihren grünen Augen offen ansah und ihm dann die Hand knapp unterhalb des Ohrs auf seine Wange legte, um seinen Kopf zum Kuss heranzuziehen, fühlte er sich wie ein geliebtes kleines Kind, während er zum Mann erst in der allmählichen Vertiefung des Kusses wurde. Sie teilte mit ihm nicht nur seine Idee, bei erstbester Gelegenheit, ein mediterranes Lebens zu führen, sondern auch seine Begeisterung für die Literatur, die moderne Kunst, das Meer. In der physischen Liebe hatten sie sich von Anfang an in denselben Vorlieben wiedergefunden, ohne dass es besonders vieler Worte bedurft hätte. Ihr Einverständnis war schnell hergestellt gewesen, ja beinahe instinktiv. Wie wenige Frauen verstand sie es, sich einerseits anbeten und andererseits auf eine archaisch zu nennende Art besitzen zu lassen. Sie lehrte ihn mit großer Ernsthaftigkeit, in ihr jene Göttin zu verehren, die er immer schon in allem Weiblichen gesehen hatte, wenn auch in keiner je so sehr wie in ihr. Mit ihr praktizierte er ein Ritual der Demut, der Lust und der Liebe, das ihnen von Anfang an ganz selbstverständlich erschienen war. Aber eben auch das andere, das nicht weniger sinnlich war, wegen seiner Animalität aber auch nicht weniger sinnvoll..  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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